Text von Peter Reichard
Mit etwas Verspätun hier ein kleiner Bericht von unserem Besuch beim »Tag der Typografie« von comedia (www.comedia.ch) im Dezmeber letzten Jahres:
Rund 400 Typografie-Interessierte kamen zum diesjährigen Tag der Typografie ins Basler Kongresszentrum. Fünf spannende Vorträge setzten sich mit verschiedenen Aspekten der «Transkription» – Motto der diesjährigen Veranstaltung – auseinander. Die Übertragung von einer Schrift in eine andere oder von Musik in Notenschrift, von Mündlichem in eine visualisierte Darstellung (Piktogramm, Schriftbild) sind sicherlich nicht «klassische» typografische Themen, trotzdem gelang es den Referentinnen, diese interessant und vielseitig zu gestalten.
Den Einstieg in das Themenfeld der Transkription machte die Gestalterin Agnès Laube, die seit 1998 an der Schnittstelle zwischen Grafik und Architektur arbeitet und zudem als Dozentin an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Luzern tätig ist.
Ausgangspunkt für ihren Vortrag war die Beschäftigung mit der Geschichte der Codierung – Verwandlung der Realität in eine visuelle Darstellung – und deren Veränderung im Laufe der technischen Entwicklung von der Höhlenmalerei über die Erfindung Gutenbergs bis hinein in unsere Zeit der digitalen Medien.
Entgegen der weit verbreiteten Auffassung von «form follows function», vertrat Agnès Laube einen interdisziplinären Ansatz, der sich gegen die Trennung einer Entwicklung von Form und Inhalt – häufig reduziert auf den Text – richtet und der auch die Wechselwirkung von Bild und Text berücksichtigt.
Die Gestalterin Megi Zumstein stellte ihre Ansätze zu Visualisierung von Sprache vor, die Grundlage ihrer gleichnamigen Diplomarbeit waren. Die Transkription bestand in ihren Versuchsanordnungen vor allem darin, die Auswirkung gesprochener Sprache zu visualisieren. Am Ende stand eine Simulationssoftware, die es ermöglicht, Schrift nach der Vorgabe von Stimmaufnahmen zu gestalten. Klangfarbe, Tonhöhe, Melodie etc. wird als Grundlagen für die Editierung des gesprochenen Textes verwendet. Geflüsterte Sätze werden z.B. entsprechend als Light-Schnitt dargestellt. Typografische Bilder bzw. Ornamente entstehen, wenn gleichzeitig mehrere Stimmfilter auf die Schrift angewendet werden.
Von gesprochener Typografie ging es dann mit dem Beitrag von Conny Löffler in die Welt der Gehörlosen und ihrem Versuch einer Gebärdensprachen-Typografie. Sie nahm das Publikum mit auf eine Reise durch die Geschichte der Gebärdensprachen-Kommunikation. Die Gebärdensprache wurde lange als «primitive Affensprache» diskriminiert und in Schulen den Gehörlosen als Kommunikationsform verboten. Conny Löfflers Zeichensatz «Deafmax» als Möglichkeit der Verschriftlichung der Gebärdensprache samt ihrer Syntax und Grammatik wertet bisherige Entwürfe aus und ergänzt bzw. verbessert sie.
Nach der Mittagspause stellten Barbara Hahn und Christine Zimmermann ihre Diplomarbeit vom März 2005 mit dem Titel «Von B und C» vor, die sich mit der Visualisierung von Informationen in Form von Infografiken beschäftigte. Anstatt Informationen in langweilige und oft vom Inhalt losgelöste Balken- oder Tortendiagramme zu pressen, entwickelten sie Darstellungsformen, die einen Bezug zum Inhalt der Information hatten. Grundlage dabei war die akribische Auswertung ihres Arbeitsaufwandes, E-Mail-Verkehrs, Besuche in ihrem Atelier etc. Entstanden sind interessante Ansätze für eine neue Art von Infografiken, die jedoch auf die Darstellung von Arbeitszeit bzw. Produktivität angewendet auch kritisch betrachtet werden müssen. Wenn sicherlich auch ungewollt leistet diese visuelle Darstellung einer Ästhetisierung der Überwachung von Mensch und Arbeitsprozess Vorschub.
Den Abschluss des 18. Tag der Typografie machte der Streifzug von Yang Liu durch die Entwicklung von Grafikdesign und Werbung in China, angefangen vom Opiumkrieg über die chinesische Revolution bis in die heutige Zeit. Anschließend zeigte sie Arbeiten ihrer Student/innen an der «Central Academy of Fine Arts in Bejing».
Alle Vorträge und Abbildungen sind in der aktuellen Ausgabe der Typografischen Monatsblätter (6/2005) nachzulesen. Ein weiterer Bericht dazu unter Ein Tag der Typografie.